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grenz|wissenschaft-aktuell: Dalai Lama: "Religion passt nicht mehr in unsere Zeit"
Dharamsala
(Indien) - Eine ungewöhnliche Nachricht erhielt die spirituell
interessierte Internetgemeinde am vergangenen Montag, als kein
Geringerer als der Dalai Lama auf seiner Facebook-Seite erklärte, er sei
zu der Einsicht gekommen, dass die Zeit gekommen sei, über neue Wege
der Spiritualität jenseits von Religion nachzudenken.
"Alle großen
Weltreligionen, mit ihrer Betonung der Liebe, Mitgefühl, Geduld,
Toleranz und Vergebung können innere Werte fördern. Die Realität unserer
heutigen Welt ist jedoch, dass diese ethische Festigung durch die
Religion nicht mehr länger adäquat ist", so das aktuelle Statement auf
der
offiziellen Facebook-Seite
des spirituellen Führers des tibetischen Volkes. "Aus diesem Grund
komme ich zunehmend zu der Überzeugung, dass die Zeit gekommen ist über
(neue) Wege der Spiritualität und Ethik jenseits der Religionen
nachzudenken."
Im Gegensatz
anderen Weltreligionen, verehrt der Buddhismus allerdings keine
Gottheit(en) im klassischen Sinn. Auch seine Lehren basieren laut dem
Religionsgründer Buddha selbst, nicht aufgrund göttlicher Offenbarung,
sondern vielmehr auf Einsichten in die Natur des eigenen Geistes und der
Natur aller Dinge durch eigene meditative Schau. Dennoch verinnerlicht
der Buddhismus auch eine Vielzahl metaphysischer Glaubensvorstellungen
etwa an Reinkarnation und Karma.
Zugleich zeigte
der aktuelle 14. Dalai Lama, der buddhistische Mönch Tendzin Gyatsho,
zeitlebens ein großes Interesse an der Wissenschaft - in den vergangenen
Jahren zunehmend an der Neurowissenschaft. Auch zu diesem
vermeintlichen Konflikt hatte sich der Dalai Lama (2005) in
erstaunlicher Weise geäußert:
"Meine Zuversicht
in er Ergründung der Wissenschaft liegt in meiner grundlegenden
Überzeugung, dass sowohl in der Wissenschaft als auch im Buddhismus das
Verständnis der Natur der Realität durch eine kritische Untersuchung
verfolgt wird. Würde eine wissenschaftliche Analyse unzweifelhaft
nachweisen können, dass einige Behauptungen des Buddhismus falsch sind,
dann müssten wir diese Erkenntnis akzeptieren und diese Behauptungen
dann fallen lassen."